Bold Cycles Linkin Trail:
Mit einem Paukenschlag war es da, das junge Start-up-Unternehmen Bold Cycles aus dem schweizerischen Kanton Bern. Mit ihm eines der interessantesten Bikes der jüngeren Mountainbike-Geschichte, das Linkin Trail. Interessant deshalb, weil die Gründer Vincenz Droux und Oliver Kreuter ein Konzept verwirklicht haben, an dem sich andere Firmen in ähnlicher Form bereits die Zähne ausbissen. Die Besonderheit ist nämlich ebenso clever wie komplex – ein im Hauptrahmen platziertes Federbein. Der Clou: mehr Rahmen-Steifigkeit durch eine äußerst kompakte Bauweise des Fahrwerks und ein vor äußeren Einflüssen geschützter Dämpfer. Abrunden möchte man das Paket durch hochwertige Materialien für einen langlebigen Rahmen und eine ausgefeilte Kinematik für eine ausgewogene Fahrdynamik.
Bold Cycles Linkin – kurz und bündig:
Bei Bold Cycles setzt man auf einen voll integrierten Dämpfer, der im Übergang von Sitz- und Unterrohr platziert ist. Der Rocker-Arm muss demnach nicht um das Sitzrohr herum geführt werden, sondern übersetzt die Kraft über einen sehr kurzen Hebel direkt auf den Dämpfer im Rahmeninneren. Eine durchgehende Achse wird somit überflüssig, da die Hebel selbst in den groß dimensionierten Lagerpunkten verankert sind. Durch diese Konstruktion ergeben sich besonders kurze Abstände zwischen Hinterbau- und Dämpferaufnahme am Rocker-Arm.
Alltagstauglichkeit
Da man bei Bold Cycles jedoch nicht etwa einem fancy Design-Büro entsprungen ist, so wie es die exklusive Optik des Linkin Trail vermuten lassen könnte, waren sich die Schöpfer, welche nach eigenen Angaben selbst passionierte und versierte Biker sein, vollkommen im Klaren darüber, dass der Dämpfer ein leicht zu erreichendes Bauteil sein muss. Nur zwei Schrauben müssen gelöst und der Unterrohrschutz entfernt werden, schon lassen sich alle Einstelloptionen des Dämpfers erreichen. Um das zu gewährleisten, setzt Bold Cycles auf die Zusammenarbeit mit Technologiepartner DT Swiss, wo eigens für das Linkin Trail ein modifizierter CX 313 Dämpfer konstruiert wurde. Im Großen und Ganzen entspricht der Dämpfer einem Serienprodukt, doch wurde neben dem Dämpfungs-Tune auch das Luftventil an die Bedürfnisse des Rahmens angepasst. So ist das verlängerte und abgewinkelte Ventil drehbar und kann kinderleicht von unten erreicht werden, ebenso wie das Einstellrädchen der Zugstufe. Die Druckstufendämpfung des Dämpfers wird über einen Remote-Hebel vom Lenker aus gesteuert und ist in drei Modi aufgeteilt.
Aus eins mach zwei:
Um das neue Linkin Trail für eine breite Käuferschicht interessant zu machen und nicht nur den versierten Trail-Biker anzusprechen, bietet das Bike dank Boost 148-Hinterbau und großer Reifenfreiheit die Option, es einfach auf 27Plus-Laufräder mit bis zu 2,8″ breiten Reifen umzurüsten. Die Modellvarianten Early Bird 29 und Sick Day 29 können ab Werk mit einem solchen Zweitlaufradsatz geordert werden.
So viel Technik soll sich in Sachen Fahrspaß bezahlt machen, will aber auch bezahlt werden: Was genau der Serien-Rahmen wiegen wird, konnte man uns bisher noch nicht sagen, da finale Messungen noch ausstehen. Die derzeit aufgebauten seriennahen Vorserienmodelle bringen als 29″-Komplettaufbau schlanke 11,45 kg bei Rahmengröße Medium auf die Waage. Der Preis für das Topmodell mit besagter Gewichtsangabe beläuft sich in der Schweiz auf luxuriöse 8.455 CHF exkl. Mehrwertsteuer.
Ich hatte im Juni das Vergnügen als 1. Bikehändler in Deutschland das "Bold Bike" testfahren zu dürfen. Mit Vincenz Droux dem Erfinder des "Linkin Trail" haben wir das Bike auf meinen Haustrail im Regensburger Westen die Sporen gegeben. Die Formsprache des Bikes ist unbeschreiblich schön, Aufgeraümte Optik. Design pur. Wartungsfreundlichkeit ist hier groß geschrieben. Unbeschreiblich schnell berghoch wie bergrunter. Bissig im Trail. Es bedarf eine geübte Hand um dieses aggressive Bike in der Spur zu halten. Was bleibt ist ein breites Grinsen.
Alles begann vor 25 Jahren in einem Hinterhof am Donaumarkt. Ein Grundstück von 10 x 10 Metern, verwahrlost, ohne Dach, umringt von altem Gemäuer, keine Heizung, kein Strom, kein Wasser, kein Telefon. Mit einem Startkapital von 3000,- DM die ich durch den Verkauf meiner geliebten Lautsprecherboxen bekam, kaufte ich 3 Tonnen Kies, 6 Pavillonzelte, einen Safe den ich unter dem Kies versteckte, ein paar Ziegelsteine für eine Theke und einem Brett aus dem ich mein erstes Firmenschild (handbemalt) machte. Ich besorgte mir das notwendigste Werkzeug und einen einfachen Reparaturständer. Mit verbliebenen 1100,- DM kaufte ich 12 gebrauchte Fahrräder und entwarf und kopierte die ersten 3000 Flyer die ich in 3 Nächten in der Altstadt in jeden Briefkasten verteilte. Ich kann mich noch bestens an die "aufgekratzen, blutigen" Handrücken erinnern.